Verzahnung von Land und Wasser im Thielenbruch
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Teilnehmende:
Bufdis von Turmhof und BUND RBK, sowie Praktikanten und Bufdis des
BUND Köln. Die Exkursion war geprägt durch ein herbstliches
Schmuddelwetter nach Regenfällen. So was klingt zunächst einmal
nicht nach Tieren. Es gibt allerdings eine Reihe von Arten, die noch
im Herbst aktiv sind und sich reproduzieren oder als adultes Tier
überwintern (im Falle der Insekten heisst das: als Imago). Diese
Arten bewegen sich, ein wenig geschützt vor dem Wetter, im Laub oder
sitzen unter loser Rinde oder unter Totholz. Der zu den TausendFüßern
gehörende Saftkugler
Glomeris marginata ist so ein Beispiel.
Er unterscheidet sich von den sich ebenfalls einkugelnden, zu den
Krebstieren gehörenden Rollasseln (z.B.
Armadillidium vulgare
und
Armadillidium opacum) unter anderem durch den Umstand,
dass er zwei Beinpaare pro Körpersegment und eine einzige Platte als
hinteren Abschluss hat.
Vielen Besuchern des Thielenbruchs sicherlich unbekannt: Landplanarie (Microplana spec.)
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Ein gewisses
Highlight war eine Landplanarie (
Microplana spec.) -
optisch gibt sie als "grau-braunes schleimiges Würmchen" (siehe
Foto) nicht viel her, aber sie ist einer der wenigen heimischen
landlebenden Vertreter der eigentlich aquatisch lebenden Strudelwürmer. Die weichhäutigen Planarien sind überraschender Weise Prädatoren. Mit anderen Worten: Sie sind kleine Raubtiere, die andere Bodenlebewesen
vertilgen. Dafür stülpen sie ihren mittig im Körper nach Aussen mündenden Magen über die Beute. Die Schwellung des Hinterleibs des Tieres im Bild entspricht nicht dem Normalzustand. Sie kann die Folge einer
Mahlzeit, die Produktion eines Eigeleges, einer Infektion oder vielleicht eine Parasitierung sein.
Baumstämme bieten einfache Möglichkeiten zur Naturbeobachtung (hier: Kugelspinne)
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Einige Tiere wie
Schnecken (u.a. die Bänderschnecken
Cepaea nemoralis und
Cepaea hortensis), Asseln (u.a.
Oniscus asellus und
Porcellio scaber), Hundertfüsser (u.a.
Geophilus
electricus) und einige Tausendfüsser steigen bei dem
feucht-kühlen Wetter an Bäumen und stehendem Totholz auf. Auf der
Rinde von Bäumen saßen auch Fliegen, Raupen, Weberknechte und
Spinnen, die vermutlich für ein besseres Wetter ausharrten. Wir
konnten aber auch ausfliegende Hornissen (
Vespa crabro) sehen.
Letztlich erreichte das Thermometer die 15-Grad-Marke. Das reicht für Hummeln zum Fliegen. Theoretisch. Das einzige Exemplar, das wir sahen,
saß nass und steif in der Vegetation. Es handelte sich möglicherweise um eine parasitierte Arbeiterin, die nicht über Nacht in den wärmeren Stock zurück geflogen ist. Kälte verzögert die Entwicklung des Parasits.
Mehr als Gras: Lebensraum Schlodderdeichs Wiese
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Ruhiges Stehen an
einem Ort bringt neue Einsichten. Wir konnten am Rande der
Schlodderdeich-Wiese
unterschiedliche Weich- und Graswanzen und einen
Siebenpunkt-Marienkäfer (
Coccinella septempunctata) an
Gräsern empor klettern sehen. Auch eine Herbstwiese lebt! In einem Büschel Gras stellten wir unter anderem diverse Springschwänze
(Collembola), kleine Fliegen, junge Wanzen, eine Blattlaus, kleine
Spinnen (Linyphiidae s.l. und Jungtiere), eine eventuell
blattlausfressende grüne Schwebfliegenlarve (Syrphidae) und viele
etwa 2-3mm "große" Windelschnecken (
Vertigo pygmaea) fest.
Auffälliger war die kantige Laubschnecke (
Hygromia cinctella),
eine eingeschleppte Art, die sich in Ausbreitung befindet. Wir beobachteten diesen Störungszeiger an mehreren Stellen des südlichen Thielenbruchs. Summarisch betrachtet: Wir haben
gelernt, dass eine Bestimmung mit einfachen Mitteln im Gelände nicht
immer zu abschliessenden Ergebnissen -also einer Artdiagnose- führt.
Aber wir haben auch vieles aus der heimischen Tierwelt gesehen.